Vorbei
Der Regen war uns dann noch bis zur Autostrada del Brennero ein ebenso treuer wie lästiger Begleiter, ansonsten war die Fahrt zwar wie immer zu lang aber (Gottseidank) Ereignislos.
Und am Allerwichtigsten ist, dass Herr F., mittlerweile ein routinierter Autofahrer, wieder in seiner gewohnten Umgebung ist.
Aus.
Der Urlaub nämlich.
Morgen werden wir unsere Klamotten und das Tier ins Auto stopfen und die Reise ins ferne Nemsistan antreten, ab Dienstag ist wieder emsiges Schaffen angesagt…
Die Wettervorhersage ist katastrophal, es mag sich so gar keine Vorfreude auf zuhause einstellen bei mir, auch G. würde lieber noch ein Jahr oder vielleicht deren vierzig anhängen und einfach dableiben.
Niemand der mich trösten will, da draussen?
Sie sind da! (2)
(Innen, Tag):
An der Kasse vor uns drei Leute die unschwer als Touristen zu erkennen sind, auf dem (sehr kurzen) Warenförderband einige Flaschen Mineralwasser und eine Flasche Wein.
Kundin 1: „Ist das aggwa kon Gas?”
Verkäuferin: „Si, Gasata…”
Kundin 1: „Gwanta kosta der Wein?
Was muss ich n jetz bezahln, ich glaub da brauchn wir’n Zettel…
Gwanta kosta?”
Verkäuferin (hat alle Flaschen über den Scanner gezogen: „sedici ottanta” – zeigt aufs Display der Kasse.
Kundin 2: „ich glaub, die meint sechzenachzg…”
Kunde 3: „jaja sechzenachzg hat’s gsagt…”
Kundin 1 bezahlt und packt die Flaschen in eine Tüte, sagt artig „Arriwidertschi” und geht raus, die beiden anderen, die anscheinend nur aus dekorativen Gründen mit im Laden waren, folgen ihr in angemessener Langsamkeit.
Draußen hör ich noch: „Dass die auch gar kein Deutsch können…”
Abgang nach links.
Sie sind da!
Birkenstock-Beschuht stöckeln sie über den Wochenmarkt. Es ist ihnen ja nachzusehen, dass sie die (bestenfalls beinahe echten)
Dies wäre ja nicht weiter bemerkenswert, weil es sich ja um ein weltweites Phänomen handelt, aber:
Nach dem Erwerb einer Steige Erdbeeren, die sofort heimgebracht wurde, musste ich den Leidensweg zum Markt ein weiteres Mal antreten, da G. ein Küchenregal für all die Dinge über deren Verwendungszweck sich vermutlich nicht einmal der Hersteller selbst im Klaren ist kaufen wollte. Dieses durfte ich bei gefühlten 50°C durch die Menschenmassen heimtragen. Kaum hatte ich das sperrige Teil abgestellt „durfte” ich den Weg ein drittes Mal antreten, jetzt endlich um Gemüse zu kaufen…
Es wird Jahrhunderte dauern, bis ich mich davon erholt habe…
Montag
Wie kömmts, mag sich der geneigte Leser fragen. So sei hier die Antwort:
G. sowie meine Wenigkeit beschlossen, wie schon des öfteren, das Frühstück auswärts einzunehmen. Strammen Schrittes marschierten wir zu der kleinen Strandbar, in der es neben variablen Preisen auch durchaus geniessbaren Capuccino gibt. Oder gäbe, wäre nicht Montag, denn da ist zu.
Nach anfänglicher Enttäuschung wurde sofort Plan B entwickelt: Auf zur anderen Bar im oberen Teil des Ortes!
Auf dem Weg dorthin gab es plötzlich ein unheimliches (dramatische Pause hier einfügen) Geräusch. Als ob Pinienkerne von oben gefallen wären. Nun, die waren wahrscheinlich auch dabei. Bei dem, das G. und mich getroffen hat, handelte es sich allerdings um das, was Vögel manchmal so von sich geben… Igitt!
Kurz zur Reinigung nach Hause und dann endlich ins Lokal, bzw. auf die Terasse desselben.
Die Cornetti die wir (nach längerer Wartezeit) bekamen waren, wenn auch nur aufgeschnitten und mit Crema versehen, so doch wohlschmeckend. Acht Euro für je 2 Capuccini und je 2 Cornetti haben dann doch für die Unbill entschädigt.
Aber ich bleibe dabei: Was kann schon aus einer Woche werden, die mit einem Montag beginnt…
<Pessimismus aus>
Cappuccini e Cornetti
Nicht nur das man sich hinterher das Abspülen erspart, die Cornetti (con Crema Pasticciera!) schmecken einfach besser wenn man sie serviert bekommt.
Die Preisgestaltung in dieser Bar ist allerdings ungefähr so undurchsichtig wie die bundesdeutsche Finanzpolitik:
Dreimal waren G. und ich bis jetzt dort, dreimal hatten wir je 2 Cappuccini e due Cornetti.
Mal bezahlten wir 9,60, mal 8,40 und heute glatte 10 Euronen (für beide, wohlgemerkt!).
Egal, versucht doch mal, irgendwo in Deutschland oder Österreich um die paar Kröten zu frühstücken…
Mercato Settimanale
G. spricht perfekt italienisch, also ist der Erwerb diverser köstlicher – und hier auch preisgünstiger – Lebensmittel kein Problem.
Einzig die Einheimischen sind etwas gewöhnungsbedürftig, da sie in den ohnehin sehr engen Gängen zwischen den Marktständen einfach stehenbleiben um ein ausgiebiges Schwätzchen zu halten, einfach niemand kommt hier auf die Idee daß jemand anderer vielleicht zu einem anderen Stand möchte.
Es geht nichts über schöne, frische Erdbeeren…
Die Fahrt
Endlich habe ich mir Zeit genommen um meine kryptischen Notizen zu sortieren und in lesbare Form zu bringen…
Also, wen es interessiert, hier bitte:
Abfahrt von der kleinen bayrischen Gemeinde am Samstag Abends um acht, Ankunft im idyllischen italienischen Fischerdorf am Sonntag um halb zwölf Mittags.
Dazwischen 1203 km Fahrt nach Süden, davon 23km Umweg, weil wir Kaffee, Knäckebrot und F.’s Futterschüssel vergessen haben und nochmal umgekehrt sind. Außerdem haben wir unvernünftigerweise die alte Brennerbundesstraße genommen anstatt gleich hinter Innsbruck auf die Autobahn zu fahren. (aber immerhin ganze 8 Euro gespart!)
Eine zweistündige Schlafpause vor und ein Frühstück kurz nach Rom haben die Reise auch nicht gerade beschleunigt.
Etwa 93 Liter Superbenzin sind durch den Vergaser gesprudelt, Mautkosten in Italien 56,20 Teuronen, Heimwärts wird’s auch nicht billiger…
Musik gibt’s zur Zeit nur in zweifelhafter (Programm-) Qualität aus dem Radio, USB Anschluss für MP3-Player oder Stick ist zwar im Handschuhfach vorhanden, können wir aber nicht nutzen weil der Griff abgebrochen ist und Musik-CD’s: vergessen, was denn sonst…
Herr Kollege F. hat sich schon ans Autofahren gewöhnt und hat uns die lange Fahrt nicht übel genommen.
Egal: wir sind da und das Wetter hält sich (Gott sei Dank) (noch) nicht an die amtlichen Verlautbarungen…